Viele Verbraucher freuen sich über Tiefstpreise und kaufen billige anstatt regionale Lebensmittel und der Slow Food Philosophie entsprechenden Nahrungsmittel. Wer macht sich schon Gedanken, warum die Nahrungsmittel in vielen Supermärkten und Discountern so wenig kosten. Doch Geschmack und kulinarischer Genuss hängen unmittelbar mit der Qualität von Lebensmitteln und deren Preisen zusammen. Umso leuchtender das Rot, umso perfekter geformt die Frucht ohne jeden Makel, desto wahrscheinlicher die Tatsache, dass diese Tomate nicht natürlich gewachsen ist. Meist bemerken aufmerksame Beobachter zudem den faden Geschmack – vorausgesetzt sie wissen noch, wie eine Tomate aus dem eigenen Garten oder vom Bauern schmeckt.

Slow Food, verbraucher und regionale Lebensmittel

 Slow Food Philosophie für regionale Lebensmittel

Wer sich mit der Herkunft von Lebensmitteln auseinandersetzt, erfährt etwas über Pestizide und Düngemittel, Massentierhaltung, Genfood oder absurde Transportwege. 1.200 km legt jedes Lebensmittel im Schnitt zurück, bevor es seinen Weg in den Kochtopf findet. Da sind natürlich die Südfrüchte mit eingerechnet, die lange Reisen im Flugzeug unternehmen, um frisch zu den Feinschmeckern Europas zu gelangen. Und dennoch: Macht es Sinn Produkte aus Holland oder gar Übersee zu essen, wenn sie bei uns ebensogut wachsen?

Carlo Petrini, Gründer und langjähriger Präsident der Non-Profit-Organisation Slow Food International beschrieb schon vor über einem Jahrzehnt folgendes Schlüsselerlebnis in seinem Buch „Gut, Sauber und Fair – für eine neue Gastronomie“. In seiner Heimat im Piemont gab es plötzlich keine Asti-Paprika, eine regionale, schmackhafte Sorte, mehr zu kaufen. Als er der Sache auf den Grund ging, fand er heraus, dass die Bauern aus Gründen der besseren Rentabilität begonnen hatten, Tulpenzwiebeln zu ziehen, die dann in LKWs nach Holland gelangen, um dort als typisches Produkt gezüchtet zu werden. Von dort wiederum wird die Gourmetregion Piemont mit Paprika versorgt. Und jeder dieser LKWs verpestet die deutsche Landschaft, durch die Paprikas und Tulpenzwiebeln hindurchgekarrt werden. Es kommt ja billiger.

Slow Food, verbraucher und regionale Lebensmittel

Lieber Verbraucher, sag Ja zu Slow Food

Als öko-gastronomische Bewegung kämpft Slow Food seit der Gründung 1986 in Italien – damals eine Antwort auf das Erstarken der Fastfood-Kultur – für Genuss und Geschmacksvielfalt. Seit 1996 gibt es alle zwei Jahre die Probiermesse Salone del gusto, zu der 2006 über 172.000 Besucher kamen.

Auch in Deutschland gibt es  Genießer- und Slow Food-Messen, zum Beispiel in Berlin und Stuttgart. Ziel aller Aktivitäten ist es, einen umfassenden Qualitätsbegriff in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen. Diesen prägen saisonale und regionale Lebensmittel. Dazu kommen Anbau und Fertigung, Geschmack, Geruch und Aussehen eines Produktes.

Schätze der Natur: das Steirische WeinlandDie Bewegung sieht Genuss als zentral für die Lebensqualität der Menschen. Mahlzeiten gehören in der Familie oder im Freundeskreis gemeinsam zelebriert. Dabei ist es sinnvoll, regionale Lebensmittel zu verwerten. Das stärkt die heimische Wirtschaft und schont die Umwelt. „’Geiz ist geil’ ist schädlich, wenn es ums Essen geht. Niemand würde für ein teures Auto ein dubioses Benzin tanken, aber beim Essen scheint das offenbar egal zu sein“, veranschaulicht der Präsident des Berliner Conviviums, der Journalist Ulrich Rosenbaum.

Slow Food, verbraucher und regionale LebensmittelSaisonalität und Heimat garantieren Genuss

Es lohnt sich ab und zu über Saisonalität und regionale Lebensmittel nachzudenken. Ein untrüglicher Faktor, der ausschlaggebend sein sollte, ist der Geschmack. Wer direkt beim Bauern oder auf dem Wochenmarkt einkauft, lernt die Produzenten persönlich kennen. Dort bekomme ich auch bei Händlern eine gewisse Garantie für die Herkunft der Lebensmittel. Die Produktionsketten sind nur so lang, das sie noch ttansparent sind. Slow Food tritt in der ganzen Welt als Botschafter für verantwortungsvollen Genuss auf und kämpft für eine Lebensmittelproduktion im Einklang mit der Natur.

Slow Food, verbraucher und regionale Lebensmittel

Drei-Sternekoch Eckart Witzigmann ist seit langem einer der berühmteren Botschafter der Slow Food Philosophie. Hier ist er als Verbraucher und Konsument auf dem Viktualienmarkt zu sehen.

Gedämpfter Spargel mit Hühnchen und Orangen-Vanille-ButterÜbrigens gibt es hier einen Artikel über regionale Lebensmittel und die Slow Food Tradition an der kroatischen Riviera und über die Toscana und Maremma mit den Chianina Rindern.

Und hier lesen Sie weiter in Teil 2 unserer großen Dossiers über die Slow Food Philosophie und die Arche des Geschmacks und was es für alte Nutztierrassen und traditionelle Lebensmittel in Deutschland dank Slow Food noch gibt.

Text: Verena Wagner
Fotos: Verena Wagner, Slow Food, Stefan Abtmayer, Eckart Witzigmann

 

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