Die Spitze von Dänemark – Nordjütland – ist umgeben von Meer, im Osten der Kattegatt und im Süden der Limfjord. Die Landschaft ist einnehmend und rau mit weißen Stränden, gewaltigen Dünen und Steilküsten, Heidelandschaft und Wald. Mehr Sonnenstunden als sonst in Dänemark machen die Region zu einer Ostseeinsel der besonderen Art, die sich ihren Charme bewahrt hat.
Durch den meist herrschenden Westwind neigen sich die Bäume fast alle gen Osten. Hier im Norden Dänemarks erhält man köstlich frische Zutaten von Erzeugern aus der Region, bis hin zum Bier aus einer der hiesigen Hausbrauereien.
Frischer Fisch gehört selbstverständlich zu den kulinarischen Spezialitäten der Region. Luftgetrockneter Schinken aus Ålbæk, Kaiserhummer, auf Læsø gesiedetes Meersalz, Miesmuscheln und Austern aus dem Limfjord, Vildmose-Kartoffeln und Kräuterschnäpse sind nur eine Auswahl der vielen Köstlichkeiten.
In komfortabel eingerichteten Hotels, Badehotels und Gasthöfen, sowie in Ferienhäusern, kann der Gast entspannen. Ein Urlaub in einem Ferienhaus ist dabei ein richtiger Genuss. Einige Ferienhäuser liegen in Küstennähe, andere in Ortsnähe, manche sind von viel Grün umgeben, wieder andere haben eine tolle Aussicht oder viel Platz ums Haus – für jeden ist das Passende dabei.
Egal welche Basis gewählt wird, sie ist immer der Ausgangspunkt für Erkundungen ins Umland der Region. Dabei lockt u. a. ein besonderes Kleinod: Die Insel Læsø, die ganzjährig mit der Fähre von Frederikshavn zu erreichen ist.
Die Insel des Windes
Læsø ist eine kleine Insel im Kattegat, 22 km lang und stellenweise nur 2 km schmal – ein Geheimtipp mit Wäldern, Wiesen, Stränden und Dünen. Man findet dort 118 km2 gemächliches Leben, mit drei Dörfchen und zwei kleinen Häfen.
Der Name Læsø rührt von dem sagenhaften Riesen Lær oder Hlér her, dem Gott des Windes. Die Überlieferung erzählt, dass Königin Margrete I., im 14. Jahrhundert auf Læsø strandete und an Land gerettet wurde. Aus Dankbarkeit für die Rettung und als Dank für gute Behandlung schenkte sie den Læsøbauern Eigenbesitzprivilegien für das Land und die dazu gehörenden Verkaufs- und Anbaurechte.
Auch erzählt die Sage, dass sie den Frauen die Læsøtracht schenkte und ihnen erlaubte, diese zu tragen. Eine Tracht von vornehmer Herkunft und Ausstattung, wie sie sonst nur Standespersonen tragen durften. Heute wird die Tracht von Volkstänzerinnen der Insel getragen und ist im Museumshof erhältlich.
Auf der Kattegattinsel findet man in weiten Teilen die unberührte – aber dennoch abwechslungsreiche – Natur. Die Südküste zeichnen Seichtgebiete und Sümpfe aus, die Inselmittel bestimmen Wald, Dünen und Heide, im Norden gibt es schöne Badestrände.
Læsø erkundet man am besten mit dem Fahrrad, denn die Insel hält gute Radwege bereit. Fast um die gesamte Insel zieht sich ein breiter Strand, an dem viele Robbenkolonien leben.
Die vielen Ferienhäuser sorgen auf der Insel dafür, dass die Region im Sommer „erwacht“ und einen starken Bevölkerungszuwachs durch Feriengäste erlebt. Die Menschen sind liebenswert und vertrauensvoll.
Man sieht kaum ein Haus, das keinen kleinen Verkaufsstand an der Straße hat. Angeboten werden Töpfer- und Drechselwaren, Steinmännchen, Obst und Gemüse. Bezahlt wird ganz einfach: Das Geld wird in eine dabeistehende „Kasse des Vertrauens“ geworfen.
Das Gold der Insel
Der Fischfang bestimmt wesentlich den Tagesablauf der echten Insulaner. Die rund 50 Fischerboote, die zur Nacht auslaufen, bringen frühmorgens u. a. Makrelen, Dorsche, Kabeljau und Seezunge mit und verkaufen sie gleich ab Boot.
Wer Fisch, Krusten- und Schaltiere mag, ist auf dem kleinen Eiland absolut richtig. Einen besonderen Platz nimmt aber der Kaisergranat – „Jomfruhummer“ – ein. Er gehört zu den Hauptexportartikeln der Insel: Læsø ist Europas größter Jomfruhummer-Lieferant.
Der größte Teil des Jahresfangs von rund 3.500 t wird nach Italien exportiert und dort als Scampi serviert. Der Kaiserhummer ist etwas kleiner als sein amerikanischer Verwandter.
Die Restaurants der Insel, wie etwa das 275 Jahre alte „Strandgaarden Badehotel“ in Vesterø, servieren den schmackhafte Krebs schlicht in der Pfanne gebraten, mit Læsø-Meersalz bestreut und Mandel-Karotten.
Doch viele Inselbewohner schwören auf ihren Kaisergrant mit selbstgemachter Mayonnaise, Dill und Zitrone und einem Glas Riesling – eine Mahlzeit, die angeblich von keiner anderen übertroffen wird.
Dem Gold der Insel ist ein jährliches Festival gewidmet, das erstmalig im August 2004 stattfand. Der Höhepunkt ist dabei ein Kochwettbewerb zwischen den besten Köchen Skandinaviens, um die „Goldene Granatschere“ (Den Gyldene Jomfruhummerklo).
Das Salz von der Insel
Ein Muss bei einer Tour über die Insel ist dabei ein Besuch der Læsø Salzsiederei, denn was wäre die Insel ohne sein Salz? Læsø Saltsyderi ist sowohl eine Fabrik als auch ein lebendiges Museum.
Die Læsø Salzsiederei ist eine Rekonstruktion der Salzproduktion, wie sie im Mittelalter und in den folgenden Jahrhunderten auf Læsø stattfand. Nach alten Traditionen aus dem Mittelalter werden jährlich und das ganze Jahr über ca. 60 t Salz produziert.
Die Insel hat ganz spezielle geologische Gegebenheiten, die die Bildung von ungewöhnlich salzhaltigem Grundwasser bewirken.
Bedingt durch geologische Gegebenheiten, Winterstürme und trockenes Klima gelangt viel Salz ins Grundwasser.
Im Laufe des Winters werden die flachen Bereiche mehrmals überschwemmt, und im Sommer verdampft die Feuchtigkeit über dem Sand. Das wird dadurch begünstigt, dass sich in etwa 2 m Tiefe eine dicke Tonschicht befindet, durch die das Wasser nicht dringen kann.
Auf diese Weise beträgt der Salzgehalt im zurückbleibenden Wasser bis zu 15 %, während dieser Wert im Kattegat bei 2 bis 3 % liegt.
Dies und die großen Wälder der Insel und das Wissen über das Salzsieden führen im 14. und 15. Jahrhundert zu einer industriellen Salzproduktion. Man hat die Reste von über 1.000 Salzsiedereien auf „Rønnerne“, dem südlichen Teil Læsøs, gefunden.
Im Jahre 1652 hört die Salzproduktion plötzlich auf, was in erster Linie der Mangel an Holz bedingt. Die großen Wälder waren abgeholzt und unter den Pfannen verheizt worden. Die Salzgewinnung mit Hilfe von Brennholz wurde verboten.
Heute gibt es die „Læsø Salzsiederei“ als eine Rekonstruktion der damaligen Salzproduktion. Auf dem Hintergrund einer Reihe von archäologischen Ausgrabungen wurde 1991 die erste Salzsiedehütte auf Læsø errichtet.
Das Salz von Læsø wird auf überlieferte Art mittels Siedepfannen gewonnen. Dazu wird salzhaltiges Grundwasser aus Brunnen verwendet, das in über dem Feuer hängende Eisenpfannen kommt und solange erhitzt wird, bis das Salz aus der Sole kristallisiert. Danach wird es in Körbe geschaufelt, wo es vor dem Trocknen abtropfen kann.
Es obliegt dem Salzsiedemeister, stets für die richtige Temperatur in den Eisenpfannen zu sorgen. Das macht er mithilfe einer hölzernen Harke, die er durch die Sole zieht. Die exakte Temperatur ist für die Qualität des Salzes ausschlaggebend.
Das Siedesalz von Læsø kommt als gewürztes Meersalz in den Handel, das sich gut als Tafelsalz eignet.
Es enthält 90 % reines Kochsalz (NaCl) sowie Mineralstoffe, Jod und Spurenelemente und ist nicht nur bei den Spitzenköchen des Landes sehr beliebt.
Weitere Tipps
Besuchen sollt man auf der Insel auch den Museumshof „På Lynget“. In diesem Freilichtmuseum erfährt man alles über den zum Teil 300 Jahre alten Bauernhof, über das damalige Leben und über Sine, die letzte Bewohnerin.
Das Dach des alten Hofes ist ein sogenanntes Tangdach, hergestellt aus Seegras. Diese Tangdächer gibt es nur auf Læsø.
Auch der Læsø Rhododendronpark ist einen Besuch wert. Hier wachen und blühen ca. 2.000 Rhododendron-Pflanzen.
Zurück geht es wieder mit der Fähre „Margrete Læsø“, benannt nach der Königin, die sehr eng mit der Insel verbunden war.
Mein Fazit einer schönen Reise: Nordjütland – „die Spitze von Dänemark“ ist mehr als nur eine Reise wert. dmp
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Weitere Informationen zu Nordjütland und Læsø: www.visitdenmark.com • www.dancenter.com • www.visitnordjylland.de • www.visitlaesoe.de
Text: Dr. Michael Polster
Fotos: © Dr. Michael Polster / © visitjütland