Ist La Gomera für Gourmets ein interessantes Ziel? In den siebziger Jahren war die Kanareninsel als Aussteiger- und Hippie-Hotspot bekannt. Heute schätzen Urlauber sie vor allem wegen ihrer abwechslungsreichen Natur, aber auch kulinarisch hat die Insel wahre Schätze zu bieten. Welche davon Autorin Michaela Harfst auf der Insel entdeckt hat, verrät sie Lesern in ihrem Artikel Gomera für Gourmets.
Gastautorin Michaela Harfst bloggt auf transglobalpanparty.com über ihre Reisen sowie ihre veganen und vegetarischen Lieblingsrezepte. Beruflich setzt sie sich für Wale und Delfine ein. Aus diesem Grund war sie auch auf den Kanaren unterwegs, einem Hotspot für Wal- und Delfinbeobachtung. Viel Spaß bei der Lektüre ihres Textes aus der Reihe “Blogger auf Weltreisen.”
Lieblinge der Einheimischen
Einer der letzten Lorbeerwälder Europas ist im Zentrum der Insel im Nationalpark Garajonay zu finden. Außerdem bieten zahlreiche Wanderwege atemberaubende Ausblicke auf erkaltete Vulkanschlote (Los Roques) oder die Nachbarinseln. Verschiedene Täler lassen sich auf Tagesausflügen erkunden.
Neben der Hafenstadt San Sebastián ist vor allem das Tal Valle Gran Rey gut besucht.
Hier befinden sich die meisten Unterkünfte für Touristen sowie zahlreiche Restaurants, Läden mit selbstgemachtem Eis, Shopping-Möglichkeiten, Badestrände und ein Hafen, von dem aus man Walbeobachtungs- oder Segeltouren unternehmen kann.
Wer eine der zahlreichen Bars betritt, schließt schnell Bekanntschaft mit dem Lieblingsgetränk der Gomeros: Barraquito. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein hübsch geschichteter Kaffee, doch das Heißgetränk ist ein Must auf Gomera für Gourmets: Neben Espresso, Kondensmilch und aufgeschäumter Milch ist außerdem Marillenschnaps enthalten. Diese Kaffeespezialität wird gern bereits am Nachmittag getrunken.
Auf Gomera wachsen dank des milden Klimas Avocados, Mangos und viele andere Obst- und Gemüsesorten. In den Restaurants im Valle Gran Rey gibt es deshalb Gerichte wie gebackene Avocado. Anstelle des Kerns kommt eine leckere Füllung in die Frucht, bevor sie im Ofen gart. Ein weiteres Gericht, das es überall auf La Gomera gibt, sind die Salzkartoffeln mit roter und grüner Sauce: Mojo Rojo mit Paprika und Mojo Verde mit Koriander.
Gut gestärkt geht es so auf Entdeckungstour ins Tal. Viele Kilometer weit zieht sich das Valle Gran Rey vom Meer bis in die Berge. Schwarze Sandstrände mit schroffen Felsen, eine Wanderung zum Wasserfall hinter dem kleinen Künstlerdorf El Guro, atemberaubende Aussichtspunkte entlang der Serpentinenstraße zeigen, wie viel die kleine Insel zu bieten hat.
Spezialitäten auf Gomera für Gourmets
In Alojera, einer kleinen Gemeinde im Tal Vallehermoso, dreht sich alles um die kanarische Dattelpalme. Aus ihr wird nämlich die typisch gomerische Spezialität Miel de palma gewonnen, übersetzt „Palmhonig“. Es handelt sich um einen dunklen Sirup, der eine leichte Karamellnote hat. Der Miel de palma wird häufig zu Leche asada („Gebackene Milch“) serviert. Dieses Dessert wird durch den Palmsirup zusätzlich gesüßt.
Bienen benötigen Arbeiter zur Produktion allerdings nicht. Diese gewinnen den Sirup, indem sie das Herz der Palme anzapfen. Der süße Saft namens Guarapo wird anschließend zu Sirup eingekocht. Mehr über die Palmhonigproduktion erfährt der interessierte Besucher in der Casa de la miel de palma in Alojera. Dort kann dieser nicht nur ein kleines Museum besichtigen, sondern im Rahmen einer Gruppenführung auch einen Erlebnispfad im Palmenhain erkunden.
Welche wichtige Bedeutung Dattelplamen für die Gomeros haben, lässt sich auch daran erkennen, dass die Nutzungsrechte für das Anzapfen der Palme veräußerbar sind. Palmen werden verkauft, vermietet oder von Generation zu Generation vererbt.
Die Gemeinde Hermigua war früher der Garten der Insel. Dort florierte aufgrund der hervorragenden klimatischen Bedingungen der Anbau von Obst und Gemüse. Den malerischen Aussichtspunkt an der Küstenstraße mit Blick auf Teneriffa sollten Reisende nicht verpassen.
Im nahegelegenen Ort Agulo lohnt es sich, vor einem wohlverdienten Mittagessen im Traditionsrestaurant La Vieja Escuela durch die schmalen Gassen zu spazieren. Hier gibt es z. B. einen leckeren Bohneneintopf, der traditionell wie alle Suppen und Eintöpfe auf Gomera mit dem Maismehl „Gofio“ eingedickt wird. Aus Gofio lässt sich in Kombination mit Miel de palma auch eine süße Paste herstellen, deren Konsistenz an Marzipan erinnert. Manche Bäckereien bieten auch Baguette mit Gofio an – so auch die deutsche Bäckerei im Valle Gran Rey.
Wahres Wanderparadies
La Gomera bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Insel per Fuß zu erkunden. Atemberaubende Aussichtspunkte und der nebelverhangene Lorbeerwald laden zu Wanderungen ein. Sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Bergsteiger gibt es abwechslungsreiche Wege über die ganze Insel verteilt. Der Nationalpark Garajonay im Zentrum der Insel bietet besonders viele spannende Möglichkeiten, La Gomera zu entdecken.
Er ist etwa vier Hektar groß und bedeckt rund 10 % der Insel. Hier findet sich auch der höchsten Punkt der Insel – der Alto de Garajonay liegt auf 1487 Meter.
Der Norden der Insel ist durch die Passatwinde eher grün, wie Hermigua. Die Berge und der Lorbeerwald im Zentrum der Insel fangen die feuchten Winde ab und speichern die Flüssigkeit. Deshalb ist es im Süden der Insel relativ trocken und die Landschaft völlig anders.
Bei Wanderungen auf steilen Bergkämmen begegnen Wanderern gelegentlich auch Ziegenherden. Ihre Milch spielt eine wichtige Rolle für eine typisch gomerische Spezialität: den Aufstrich Almogrote, als Vorspeise mit Brot serviert. Die Paste besteht aus Ziegenkäse, Knoblauch, getrockneter Paprika und Olivenöl. In vielen Geschäften auf der Insel gibt es Almogrote auch im Glas als kulinarisches Mitbringsel zu kaufen.
Einer der schönsten Aussichtspunkte der Insel ist der Mirador del Santo. Nach der Passage eines alten Aquädukts betritt der Besucher die Plattform mit der kleinen Kapelle, von der er einen atemberaubenden Blick auf die steilen Berghänge des Naturdenkmals Lomo del Carretón barranco de Taguluche hat.
Doch auch das weitläufige Tal und der Blick aufs Meer sind eindrucksvoll. Der Aussichtspunkt bietet sich als Wanderziel auf Gomera für Gourmets an: Auf der Plattform gibt es Sitzmöglichkeiten für ein Picknick und der Ausblick ist die Überwindung der vielen Höhenmeter wert.
Wer sich für nachhaltiges Whale Watching vor Gomera interessiert, findet wichtige Informationen hier.
Fotos und Text: Michaela Harfst