Bhutan ist eines der Länder auf Erden, dessen Besuch selbst für passionierteste Reisende ein Privileg darstellt. Heilige Klöster hinter hohen Abgründen, Gebetsfahnen auf Gebirgskämmen, Mönche in weinrote Kutten gehüllt bei einer Tasse Yakbuttertee all das verleiht dem Königreich eine geheimnisvolle Aura. Folgen Sie uns ins Land des Donnerdrachens.
Der friedliche Donnerdrachen (Druk Yül) ist das Synonym für Bhutan, dem wirkliche letzten authentischen buddhistischen Land im Himalaja. Hier wird die Kultur durch seine Religion geprägt.
72% der Einwohner sind Vajrayana Buddhisten. Die zahlreichen religiösen Feste mit ihren farbenprächtigen Tempeltänzen gehören zu den Höhenpunkten einer Reise.
Da die Feste das Leben der Einwohner prägen, ist die Chance an einem teilzunehmen, relativ groß.
Glück und Zufriedenheit gilt als staatliches Entwicklungsziel. Das „Gross National Happiness“ (Bruttosozialglück) ist unter Einbezug wirtschaftspolitischer Aspekte die Zielvorstellung für die Entwicklung des Landes.
Kulinarisches mit Würze
Gesundheit gehört zum Bruttosozialglück – und Gesundheit erreicht man durch Essen. Kein Wunder also: Die Bhutaner sind genussvolle Esser. Alle guten Dinge beginnen mit dem Essen, sagen sie. Jede Region des Landes hat ihre eigenen Spezialitäten.
Um die bhutanesische Küche genießen zu können, muss man drei Dinge mögen: scharfe Gewürze, tierisches Fett und getrocknetes Fleisch oder Fisch.
Sehr beliebt ist dabei das Yak-Fleisch. Aber auch Schweinefleisch wird gerne gegessen und ist sogar Bestandteil eines der Nationalgerichte.
Um Fleisch, Butter und Käse feil zu bieten oder einzutauschen, steigen die Yak-Züchter extra aus dem Hochgebirge ab. Aber nicht nur das Yakfleisch mit einem durchschnittlichen Fleischertrag von ca. 250 bis 260 kg pro Tier ist von Interesse.
Dass das bhutanesische Essen mit dem indischen eng verwandt ist, erkennt der Besucher nicht nur an den scharf gewürzten Speisen.
Denn die wichtigsten Zutaten in der Landesküche sind scharfe Chilis und Käse; zusammen ergeben sie das nationale Lieblingsgericht: Käse und Chili, das in zahlreiche Variationen angeboten wird.
Auch die beliebten Momos (Teigtaschen) – überwiegend gefüllt mit Käse oder Hackfleisch – sind überall erhältlich. In Bhutan wird für gewöhnlich zu jedem Essen Reis gereicht. Nur in Bumthang lösen Buchweizenpfannkuchen und Nudeln den Reis als Grundnahrungsmittel ab.
Das Hauptgewürz der bhutanesischen Küche ist Chili. Er wird in allen Gerichten verwendet und auch gerne roh gegessen. An den Straßen, an den Dächern hängend oder in den Gärten – das ganze Land ist visuell von Chilischoten geprägt.
In riesigen Körben werden sie massenhaft auf allen Märkten neben Kürbissen, weißen Rettichen, Kartoffeln, Kohl, Blumenkohl und Bohnen angeboten. Daneben finden sich Farnkraut, Bambus, Pilze, Taro, Süßkartoffeln, Wildbohnen, Bananenblütenknospen und sogar Orchideen oder getrockneter Flusstang als Beilagen.
Für das landesübliche einfache Gericht Reis mit einem Curry werden kaum andere Gewürze benutzt. Allerdings verwenden die Bhutanesen vornehmlich zwei Sorten Reis: roten Reis aus Bhutan und/oder weißen aus Indien.
Zu den Snacks, die darauf basieren, gehört eine Mischung aus weißem Reis, Butter, Zucker, Rosinen und Safran oder gebratener Reis mit Zucker, Butter und Sesam.
Auch wird z. B. die Milch getrocknet und daraus Käse hergestellt. In Stücke geschnitten und drei bis vier Monate in der Sonne getrocknet, wird er als Snack zu verschiedenen Getränken gereicht.
Auch die Yak-Haut oder in Streifen geschnittenes Yakfleisch findet man oft im Sommer in vielen Gärten, wo die Produkte für die kalten Jahreszeiten getrocknet und so haltbar gemacht werden.
Während Yak- und Schweinefleisch vornehmlich von den Nordbhutanesen bevorzugt werden, kommt im Süden hauptsächlich Hammel- und Lammfleisch auf den Tisch. Aber auch Hühnchen und Rindfleisch sind begehrte Fleischprodukte.
In meisten bhutanesichen Restaurants finden sich chinesische und indische Gerichte auf der Speisekarte. Zusätzlich gibt es in der Hauptstadt Timphu und im Süden Bhutans viele Restaurants, die Buffets anbieten. Darüber hinaus sind in der Hauptstadt einige kleine Cafés ansässig, wo es Kaffee, Tee oder Snacks gibt.
Hier werden sich Unternehmungslustige an einer Tasse Yakbuttertee versuchen, der als Favorit unter den Bhutanern gilt und nicht nur Körper und Seele wärmt.
Zum Verdauen wird der Arra gereicht, gebraut aus Reis, Gerste oder Weizen. Mit etwa 20 % Alkoholgehalt kann er durchaus mit Whisky, Gin und Rum mithalten.
Wer eine Mahlzeit traditionell abschließen will, der bedient sich einer Doma.
Ein Stück Betelnuss darf somit zum Abschluss einer Mahlzeit nicht fehlen und wird in Bhutan nicht nur als Verdauungsmittel gehandelt.
So steht eine Doma anzubieten als Beweis für Freundschaft und spiegelt symbolisch Geselligkeit wider.
Lodges auf höchsten Niveau
In den letzten Jahren sind in Bhutan ausgezeichnete Hotels erbaut worden, die sich in punkto Qualität mit Luxushotels weltweit problemlos messen können.
Die traditionellen Unterkünfte reichen von guten Mittelklassehotels bis zu einfachen Unterkünften in den ländlichen und östlichen Regionen des Landes.
So betreibt z. B. die renommierte Aman Hotelkette in fünf Tälern in Bhutan die einzigartigen Amankora Lodges. In jeder Lodge gibt es einen „Living Room“, der auch als Bar dient, und einen „Dining Room“, in dem die Mahlzeiten eingenommen werden.
Eine wohltuende Behaglichkeit und einen traumhaften Ausblick auf den Gipfel des Jhomolhari mit seinen 7.300 m am Fuße des Himalayas bietet z. B. das Amankora Paro. Das exklusive Resort hat seinen Namen aus dem Sanskrit („aman“ bedeutet Frieden) und dem Dzongkha (Pilgerfahrt und Reise).
Auf den Höhen des Himalayas gelegen, beweist das Königreich, dass eine Gratwanderung zwischen Naturverbundenheit und der Moderne möglich ist. Eingebettet mitten in den Himalaja, ist es ein wahrhaft magischer Platz.
Dass das Urlaubsziel auch heute noch eine Erkundung des Vajrayana Buddhismus in sich birgt, macht Bhutan zu einem besonderen Erlebnis.
Haben sie schon den 1. Teil unseres Bhutan-Berichtes gelesen?
Text und Bilder: Dr. Michael Polster