Wer in der Wein-Vielfalt die Übersicht über die edleren Tropfen behalten will, konzentriert sich auf Premiumweinregionen, z. B. Baden, wo neun unterschiedliche Anbaugebiete für Winzerkunst, Weinkultur und Vielfalt in der Qualität sorgen.

Die Vielfalt bezieht sich nicht nur auf die Rebsorten, sondern auch auf die unterschiedlichen geografisch-geologischen und klimatischen Bedingungen.

Mit Böden aus Kies, Kreide, Lehm, Löß, Granit, Vulkangestein bis hin zu Muschelkalk. Das Klima zeigt sich ebenso unterschiedlich.

Baden: Winzerkunst und Weinkultur, Foto DWIMild ist es immer am Bodensee, besonders warm am Kaiserstuhl. Das prägt den besonderen Geschmack badischer ­Gewächse, die in neun genau definierten Bereichen angebaut und durch Winzerkunst und Kenntnis modernster Kellertechniken zu hochwertigsten Weinen kultiviert werden.

Die Anbaugebiete

Tauberfranken

Muschelkalkhaltige Böden und Keuper­böden begünstigen das Wachstum widerstandsfähiger Reben. So weiß in Baden ­bereits jedes Kind, dass im romantischen Taubertal, also im badischen Norden, überwiegend der Müller-Thurgau (32% der An­bau­fläche) angebaut wird: eine auch Rivaner ­genannte Riesling-Silvaner-Kreuzung mit markant-fruchtigem Mus­kataroma und erdig-blumigem Charakter. Als „Roter“ belegt der Schwarzriesling ca. 23% der Flächen.

Badische Bergstraße

Die Lage zwischen Mannheim und Heidelberg zählt ebenfalls zu den nördlichen ­Anbaugebieten Badens – mit idealen Böden und klimatischen Bedingungen für Rivaner (17,6 %), Riesling (20,4 %) und den Spätburgunder (31,6 %).

Der Kraichgau

Ähnliches wie für die Bergstraße gilt für den Kraichgau mit seinen Muschelkalk-, Keuper-, Buntsandsteinböden. Ein sanftes Hügelland zwischen Schwarz- und Odenwald, bekannt für sein mildes Klima. Müller-Thurgau (15 %), der in Geschmack und Säure feinstrukturierte Riesling (18,9 %), der weiße Burgunder (10,6 %) und die roten Spätburgunder- (19,3 %) und Schwarz­rieslingweine (8 %) sind hier zuhause.

Baden: Winzerkunst und Weinkultur, Foto DWIDie Ortenau

Die Ortenau ist das badische Rieslingparadies vorwiegend auf Granitverwitterungsböden. Hier bieten schmale Täler und Steilhänge dem rassigen „König der Weiß­weine“, also dem Riesling (25,2 %), dem Müller-Thurgau (11,6 %), dem Grauburgunder (6,5 %) und dem roten Bruder des Rieslings, dem mild-säurigen Spätburgunder (46,9 %), die würdige Kulisse.

Kaiserstuhl

Der Kaiserstuhl, das kleine Vulkangebirge zwischen Freiburg und dem Rheintal, begünstigt Ausbau und Wuchs edler Rebsorten durch vulkanische Ablagerungen und Lößböden. Im wärmsten Winkel Deutschlands wächst ein Drittel des badischen Weins.

Kein Wunder, dass gerade hier der „Badische Winzerkeller“ ansässig ist – mit 70 angeschlossenen Genossenschaften und rund 6.000 verbundenen Weingütern europaweit die bedeutendste Winzergenossenschaft ihrer Art.

Dass Baden im Übrigen auch „Burgunderland“ genannt wird, hat viel mit dem Kaiserstuhl zu tun, denn hier fühlt sich die ganze Burgunderfamilie – Spät- (39 %), Weiß- (10 %), und Grauburgunder (19,2 %) – besonders wohl.

Baden: Winzerkunst und Weinkultur, Foto DWITuniberg

Das Burgunderland setzt sich nach Süden hin nahtlos bis zum Tuniberg fort, wo ein mächtiger Lößmantel eine Kalksteinbank umhüllt – auch dieser sehr kleine Weinanbaubereich bietet hier den idealen Nährboden für die gesamte edle Burgunderfamilie, die ihre Herkunft sowohl dem auch Ruländer (6,8 %) genannten Grauburgunder als auch der Spätburgundertraube (57,8 %) verdankt.

Markgräflerland

Dieses Anbaugebiet erstreckt sich zwischen Freiburg und Basel entlang der Rhein­ebene, in der Vorbergzone des südlichen Schwarzwaldes. Die Böden der Reblagen bestehen zu großen Teilen aus dicken ­Lößschichten, aber auch aus Lehmton- und Mergelböden.

Die fruchtbaren Böden ­bilden im Verein mit einem feuchtwarmen Klima beste Voraussetzungen für die Gut­edeltraube (33,4%) mit ihrem neutralen, leicht nussigen Aroma und der leichten, ­anregenden Säure – des Badeners klassischer „Zechwein“, der dank des kontinuierlichen Qualitätsstrebens der badischen Winzer und ihrer Kellermeister nicht selten auch zu qualitativer Höchstform aufläuft.

Bodensee

Die Steilhänge des Bodensees markieren das südlichste und mit Lagen zwischen 400 und 560 m über Normal Null das höchst­gelegene deutsche Weinanbaugebiet.

Hier wächst der Wein auf Moränenschotter und das Seewasser wirkt als natürlicher Wärmespeicher.

Interessanterweise dominiert hier, wie im hohen Norden des badischen Weinlandes, ebenfalls der Müller-Thurgau (29,6%) gefolgt vom Weißburgunder
(5,8%) und Spätburgunder (43,7%) mit ­seiner jugendlichen Frische bei milder bis rassiger Säure, den Weinanbau.

Von der Sonne verwöhnt

Auch Sorten wie Nobling, Chardonnay und Muskateller werden hier angebaut. Nicht nur die Kenner badischer Weine fühlen sich in den durch ihre Etiketten weithin bekannt gewordenen Großlagen wie Attilafelsen, Burg Lichteneck, Burg Neuenfels, Burg Zähringen, Fürsteneck, Hohenberg, Lorettoberg, Mannaberg, Ritterberg, Stiftsberg, Tauberklinge, Schloss Rodeck, Schutterlindenberg, Sonnenufer, Vogtei Rötteln, Vulkanfelsen zuhause.

Eine Rebfläche von rund 16.000 ha hat Baden zum drittgrößten deutschen Weinbaugebiet gemacht. Als einziges deutsches Weinanbaugebiet darf sich Baden zu der von der EU festgelegten Weinbauzone B zählen.

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Damit befinden sich die Badener mit dem ebenfalls in ­Weinbauzone B eingestuften Elsaß, Lothringen, der Champagne, dem Jura, Savoyen und dem Loire-Tal in bester Gesellschaft. Das bedeutet, dass badische Winzer bundesweit die höchsten Mindestanforderungen für den Qualitätsweinbau, z. B. höhere natür­liche Mindestmostgewichte und geringere Anreicherungsmöglichkeiten, erfüllen müssen.

Mit der qualitätsentscheidenden Folge, dass die durchschnittlichen Hektar­erträge zu den niedrigsten im deutschen Weinbau zählen.

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Fotos: DWI Deutsches Weininstitut

 

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