Eine Segel-Yacht-Reise im Saronischen Golf vor der Küste des Peloponnes spricht Segler genauso wie Neulinge an. Hier unser Reisebericht über ultimatives Segelvergnügen mit der RHEA durch die Gewässer Griechenlands.
Der markante Zweimaster RHEA liegt vertäut an der Pier in Piräus und ist bereits aus der Ferne ein Hingucker.
Der Fahrer steuert sein Taxi bis unmittelbar zum Schiff vor und sofort eilen aufmerksame Crewmitglieder herbei.
Gekonnt tragen sie das Gepäck an Deck und bugsieren die Taschen direkt auf die Kabine, während uns die Reisebegleiterin Karoline Achilles herzlich mit wohltemperierten Champagner begrüßt und eingecheckt hat.
Die erste Erkenntnis für uns Nichtsegler lässt daraufhin nicht lange auf sich warten: Wie gelangt man mit rutschigem Schuhwerk die schmale und steile Gangway hinauf? Wir lernen, dass es unter Seglern üblich ist, mit bloßen Füßen zu gehen.
Auf diese Weise spürt man auch das wohlige Gefühl der sonnengewärmten Teakholzplanken der Yacht. Von nun an trägt kaum noch ein Gast Bootsschuhe an Bord und zum Abschluss der Tour fühlen sich selbst Sandalen geradezu wie Fremdkörper an.
Kulinarik an Bord
Es ist an der Zeit, die Mitreisenden kennenzulernen. Die RHEA hat eine Kapazität von 26 Passagieren, aber auf dieser Reise sind nur 18 Segelbegeisterte dabei. Umso schneller wachsen alle über die nächsten sieben gemeinsamen Tage auf der klassischen Segelyacht zu einer “Familie auf Zeit” zusammen.
Die Reiseleiterin hat unsere Vornamen auf eine Tafel notiert. Eine willkommene Hilfe, sich die zugehörigen Gesichter zu merken. Wie unter Seglern üblich, duzt man sich unkompliziert von Anfang an.
Auf den Champagnerempfang folgt das erste gemeinsame Abendessen. Tyler Read ist der Koch an Bord und kümmert sich ganz alleine um die wohlschmeckende Verpflegung der Gäste und der zehnköpfigen Crew. Er beweist an diesem Abend sein Können mit verschiedenen Leckereien.
Seit April 2019 ist der 40-jährige Kanadier bei der Reederei Sailing-Classics für die Bordversorgung und die Zubereitung sämtlicher Speisen dieses Sommertörns verantwortlich.
An jedem Wechseltag kauft er viele frische Lebensmittel lokal ein, die zum Fahrgebiet passen und bis zum Ende reichen, beispielsweise rund 1.000 Eier, aus denen er Eierspeisen und Backwaren herstellt.
“Wir Köche aus Kanada beherrschen die Fähigkeit, uneingeschränkt für alle Teile der Welt Gerichte zuzubereiten, weil wir nicht durch eine eigene Essenskultur eingeschränkt sind”, sagt der quirlige 40-jährige.
Wohin wir segeln bestimmt der Wind
Richard Slootweg, der Kapitän, meldet sich zu Wort. Er führt seine Zweimast-Stagsegelketsch im Einklang mit den Wetterverhältnissen.
Zu unserem Routing im Saronischen Golf verrät er nur so viel: “Wir wollen die Segeldauer maximieren und fahren dahin, wo der Wind uns hinführt – verpassen aber keine der versprochenen Destinationen, sondern passen einfach die Reihenfolge der Häfen der vorherrschenden Windrichtung an”.
Auf dieser Reise wird tagsüber gesegelt und des Nachts liegt die RHEA in windgeschützten Buchten auf Reede.
Dass die Yacht bereits am nächsten Tag mit dem Vortrieb von ihren 1.000 Quadratmetern Segeltuch auf bis zu 12 Knoten Geschwindigkeit beschleunigt, konnte an diesem windstillen Abend selbst der erfahrene Kapitän nicht vorhersagen.
So viel Segeln wie möglich ist das Motto von Sailing-Classics. Im Durchschnitt werden mehr als 70 % aller Törns unter Segeln zurückgelegt. Vor allem Segelanfänger sind schon von einem Neigungswinkel von 15 Grad fasziniert. Der eine oder andere Deckstuhl verrutscht bei dieser Krängung Stück für Stück mit den Wellenbewegungen über das Teakholzdeck bis er an der sicheren Reling zum Stoppen kommt.
Das Wasser gleitet unterdessen nur wenige Zentimeter darunter vorbei. Für eingefleischte Segelprofis beginnt das Vergnügen erst dann. Und für die 54 Meter lange RHEA mit ihrem Gesamtgewicht von 370 Tonnen, etwas über vier Metern Tiefgang und den beschwerenden 60 Tonnen Kielgewicht ist dieses noch lange keine Herausforderung.
Zum Übernachten ankert die RHEA in einer einsamen Bucht zwischen der Halbinsel Peloponnes und dem Spathi Island südlich des griechischen Festlands.
Bei fast jedem Ankerstopp lässt der Kapitän die Admiralitäts- und Badeleiter herunterklappen und erlaubt allen mit den Worten “der Pool hat geöffnet” einen Sprung ins etwa 26 Grad warme Nass.
So bürgert es sich ein, immer abends und morgens, noch vor dem ersten Kaffee, eine Runde ums Schiff zu schwimmen oder die Unterwasserwelt mit den vielen verschiedenen Fischen zu erschnorcheln.
Privat-Yacht auf Zeit
Andreas Steidle-Sailer, Gründer von Sailing-Classics, ist ein gestandener Segler. Er liebt es, wenn die Kraft des Windes die drei Segelyachten der Reederei, nämlich die KAIRÓS, die CHRONOS und die RHEA antreibt.
Die klassischen “Privat-Yachten auf Zeit” sprechen sowohl erfahrene Segler wie ihn als auch Neulinge an. “Dass unser Konzept erfolgreich ist, beweist die hohe Wiederholerquote von rund 70%”, sagt Steidle-Sailer.
Das Bordleben ist von Vertrauen geprägt. So werden alle Getränke außer Wasser und Filterkaffee von der Crew zur späteren Abrechnung auf Listen erfasst ohne die Gäste damit zu belästigen.
Damit dieser wertschätzende Service funktioniert, lernen die Stewardessen die Namen der Reisenden mit den bei der Einschiffung geknipsten Bildern auswendig.
Niemand schließt seine Kabinen beim Verlassen ab. Die Kajüten sind nicht lieblos nummeriert, sondern nach Entdeckern benannt. Beispielsweise dem portugiesischen Bartolomeu Diaz, der als erster die Südspitze Afrikas umrundet hatte.
Jedem der maximal 26 Passagiere steht dabei ein so großes Raumvolumen wie auf einer ganzen 38-Fuß-Charteryacht zur Verfügung. Im Gegensatz dazu ist es an Bord im zeitlosen Stil klassisch und weder beengt noch klamm oder gar nass.
“Unser Angebot spricht daher oft passionierte Segler an, die es mit der Zeit komfortabler wünschen aber trotzdem das wahre Segelerlebnis genießen möchten – wir veranstalten kein ‘Shantysegeln'”, sagt der Gründer von Sailing-Classics.
Die RHEA gehört, genauso wie die baugleiche CHRONOS, zu den 70 größten Segelyachten der Welt und bietet den Komfort eines Boutique-Hotels auf See.
Die Wärme der Sonne, das Blau des Himmels und das Rauschen des Meeres …
Morgen berichten wir weiter von unserer Segel-Yacht-Reise durch die griechische Inselwelt. Wir landen morgens auf der traditionsbewussten griechischen Insel Hydra, auf der es keine großen Hotels, Autos und Partys gibt … lesen Sie hier einfach weiter über unsere Erlebnisreise auf der RHEA durch die Inselwelt Griechenlands – Teil 1 unserer Reise.
Text: © Ralf Lieske
Fotos: © RLI/APRO
Die Reise wurde unterstützt von Sailing-Classics.