Wo marokkanischer Sand auf die Atlantikküste trifft, liegt die kleine Hafenstadt Essaouira. Ein gleißend helles Licht, das alle Farben verstärkt, überspannt von einem tiefblauen Himmel, so empfängt uns die Medina am Meer zur “blauen Stunde”. Immer wieder werden wir uns zurück träumen, hier unser Reisebericht.
Blau ist die ewig präsente Farbe in Essaoira: das Blau des wolkenlosen Himmels, das Blau der Türen und Fensterläden der Stadt, das tiefe Blau-Grün des Meeres und das Blau der Fischkutter und Sardinenboote, die das Meer bevölkern und dessen Schätze anlanden.
Ganz wie vor langer Zeit die Phönizier, für die die in der Bucht von Essaouira gelegene Île de Mogador der äußerste Außenposten der antiken Welt war. Bekannt ist, dass die Phönizier hier Purpurschnecken züchteten und den Farbstoff den Römern verkauften, die damit Textilien färbten.
Es folgten die Portugiesen, die hier Forts und Handelsstützpunkte für ihre Segler nach Afrika bauen ließen. 1765 lässt Sultan Sidi Mohamed Ben Abdellah an diesem idealen Platz für einen Hafen eine Stadt erbauen. Das fruchtbare Hinterland von Marokko, bewirtschaftet von Berbern, garantiert den Nachschub.
Der Sultan wollte nicht nur den größten Hafen seines Reiches, sondern auch die modernste und sicherste Stadt. Er verpflichtete den französischen Architekten Cornu, der die aufklärerischen Ideale von Transparenz und Zugänglichkeit mit den Prinzipien französischer Festungsarchitektur verband und die Stadt Essaoira einem geometrischen Muster unterwarf.
Es gibt nur wenige enge und dunkle Gassen wie anderswo. Die entstanden erst später, als die Zahl der Häuser zu schnell wuchs, denn mit der Seefahrt kamen Händler und Kaufleute, neben Moslems viele Christen und vor allem Juden. Sie waren der Motor der Stadt und selten gab es Probleme zwischen den verschiedenen Religionen.
Tradition trifft Moderne in der Medina am Meer
Essaouira, das bis 1956 Mogador hieß, war stets eine weltoffene Stadt. Und bis 1912 der einzige marokkanische Hafen, der mehr exportierte als er importierte – erst dann lief ihm Casablanca den Rang ab. Auch das Machtzentrum verlagerte sich, und nach der Gründung Israels zogen die Juden, die ausgeharrt hatten, in Scharen weg.
In ihre Stadtpaläste zogen oft Leute vom Land. Sie verfügten weder über die Mittel noch die Erfahrung, um diese Gebäude zu erhalten. Ab und zu stürzten Häuser ein. Die meerseitige Stadtmauer war tief unterspült.
Dass Essaouira “überlebte” und heute mit seiner Architektur der Altstadt, der Medina, eine Melange aus islamischer, spanischer und europäischer Baukunst, zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, ist Hippies zu verdanken.
In den Fünfzigern drehte Orson Welles hier sein Meisterwerk Othello. Bob Marley, Jim Morison, die Rolling Stones, Jimi Hendrix und seine Freunde kamen und rückten die Stadt als Künstlerstadt in den Blickwinkel von Kulturinteressierten.
So konnte wieder investiert werden. Und die Festungsanlage war eine der Drehorte für “Königreich der Himmel”.
Während wir über den zentralen Platz Moulay el Hassan schlendern, umfängt uns die besondere Atmosphäre dieser Stadt.
Kein Wunder, dass sich Künstler und Musiker von dem Ort magisch angezogen fühlen.
Alljährlich kommen die besten Ethno-Musiker aus aller Welt zum berühmten Gnaoua-Fetival.
Orientalisch gelassen und lebensfroh zeigt sich uns die Stadt: Tradition trifft auf mäßig Modernes: Vor den Stadtmauern entstand eine Strandpromenade, Hotels und Apartmenthäuser.
Daß die Stadt trotzdem nicht durch den Badetourismus verkommt, dafür sorgt ein kräftiger Wind, der Essaouira den Ehrentitel “Wind City Africa” beschert und ausgiebiges Sonnenbaden manchem vereitelt. Dafür haben die Surfer den Platz für sich entdeckt, bunten Vögeln gleich rauschen sie mit dem Wind davon.
Die Stadtmauer ist ein echter Schutzwall für die Medina am Meer. Als wir durch eines der prächtigen Tore gehen, gibt der Wind “Ruhe”. Nur um umso stärker dann wieder an uns zu zerren, als wir auf der alten Festungsanlage stehen und zusehen, wie die Gischtfontänen in den blauen Himmel spritzen.
Geschäftiger Hafen und Souk
Im Hafen liegen hunderte blaue Boote. Wir tauchen ein in ein Farbenmeer aus Netzen und Menschen, die sich am Fischmarkt drängen.
Vom Fischkutter zum Käufer: Sardinen, aber auch Rochen, Katzenhaie, Hummer, Garnelen – gegessen wird alles, was aus dem Meer kommt.
Die Medina ist mit ihren geheimnisvollen, verwinkelten Gassen ihrem Charakter treu geblieben. Im Souk ist man hier geschäftig, aber niemals hektisch.
Hier Oliven, dort Kräuter und Brot, dazwischen Kunsthandwerk und kleine Werkstätten. Frauen in unterschiedlichen Graden der Verschleierung schlendern von Laden zu Laden. Männer in weißen Djellabas oder in braunen Kutten und zipfeligen Mützen eilen in die Moscheen.
Wir lassen uns ebenfalls treiben zwischen den Händlern und Hausfrauen, tauchen ein in orientalisches Leben.
Der Duft, der aus Garküchen und von frischen Kräutern und Gewürzen kommt, erinnert uns daran, dass wir unsere Hotel-Oase zwecks Stärkung ansteuern.
Unsere Erfahrungen mit unser Hotel Heure Bleue lesen Sie einfach weiter.
Wenn Sie sich auch stärken wollen, dann holen Sie sich hier marokkanische Anregungen.
Text: Annemarie Heinrichsdobler
Fotos: Edmund Heinrichsdobler