Neugierig machten wir uns auf, die Region zwischen Greiz, Gera, und Schleiz kulturell und kulinarisch zu genießen. Oder wie es bei einem vogtländischen Schriftsteller sinngemäß heißt, “…dort wo die Berge terrassenartig in dunkler Bläue emporsteigen, muss irgendein Geheimnis verborgen sein, das uns an sich lockt und sich uns gern enthüllen möchte.” Auf der Kulturreise durch das Vogtland entlang der gemächlich dahinfließenden Weißen Elster erlebten wir eine grüne Region mit einer malerischen Landschaft, die für jeden Geschmack im Bereich Kunst, Geschichte und regionalen Köstlichkeiten was zu bieten hat.

Reisebericht: Das Vogtland kulturell und kulinarisch genießen Teil 1
Osterburg

Doch vor dem Genuss kommt das Wissen, denn wer gab diesem Landstrich seinen heuten prägenden Namen? Das waren die Vögte. Ob nun von Weida, Gera und Plauen, sie waren bedeutende mittelalterliche Adelsgeschlechter im Gebiet von Ostthüringen, Nordböhmen, dem südwestlichen Sachsen und Teilen Oberfrankens.

Ihr ehemaliges Herrschaftsgebiet zwischen oberer Saale, Pleiße und Regnitz wird auch „terra advocatorum“ – Vogtland genannt. Weil dieses Gebiet von den westlichen Kaiserpfalzen aus gesehen weit im Osten lag, wurde es auch Ost(er)land genannt und so kam auch die Stammburg der Vögte in Weida zu ihrem Namen: Osterburg.

Sie war bis ins späte Mittelalter Regierungssitz. Im 13. und 14. Jahrhundert war sie Residenz und Verwaltungszentrum für das gesamte Vogtland. Heute historisches Kleinod und immer einen Besuch wert.

Residenzstadt Greiz

Unsere erste Station ist Greiz. Ob Schlösser, prachtvolle Häuser im Jugendstil, Museen oder der Schlosspark, die Residenzstadt Greiz bietet auf engstem Raum eine Vielzahl an historischen Sehenswürdigkeiten und kulturellen Highlights. Umgeben von waldreichen Höhenzügen, lädt die Lage im Tal der Weißen Elster zu Ausflügen in die Natur ein.

Wir bevorzugen diesmal den Stadtspaziergang auf Spuren der reußischen Fürsten, die hier gleich drei Schlösser mit eindrucksvollen Sammlungen als kulturelles Erbe hinterließen. Dank der Museumscard erleben wir die drei Schlösser an zwei Tagen zu einem Preis – erhältlich in der Touristeninformation.

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Oberes Schloss in Greiz

Das Obere Schloss markiert den Ursprung der Stadtgeschichte und ist seit 2019 einer der wichtigsten Attraktionen auf dem “Kulturweg der Vögte”. Dieser lädt zu Entdeckungsreisen auf Spuren der Vögte ein, den Vorfahren der Reußen, die im 12. Jahrhundert die Landesherrschaft im Dienste des Kaisers ausübten. Die interaktive Dauerausstellung im Oberen Schloss ist sehenswert und ein Erlebnis für die ganze Familie.

Das Untere Schloss – 1809 im klassizistischen Stil errichtet – war bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1918 das Residenzschloss des Fürstentums. In der Beletage, den ehemaligen Repräsentations- und Wohnräumlichkeiten der Landesherren, befindet sich heute das Museum. Besonders sehenswert sind die Galerie mit Wintergarten, das Ankleidezimmer der Fürstin und andere private Räume der Fürstenfamilie. Als Glanzstück der Beletage zeigt sich der ehemalige Empfangs- und Tafelsaal sowie die sich anschließenden Räume mit ihren wertvollen Stuckaturen.

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Sommerpalais in Greiz

Das dritte Schloss, der einstige Sommersitz der Fürsten im Park, gehört als bedeutsames Denkmalensemble zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und beherbergt seit 1922 die “Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz”. Den bedeutendsten Teil der Sammlung stellen etwa 1.200 druckgraphische Blätter aus dem Nachlass der englischen Prinzessin Elizabeth (1770-1840) dar. Witzig sind die Karikaturen des 17. bis 19. Jahrhunderts.

Reisebericht: Das Vogtland kulturell und kulinarisch genießen Teil 1Gleich neben dem Sommerpalais befindet sich ein hübsches kleines Café, das sich mit seinen vorzüglichen Kuchen und Torten einen Namen gemacht hat. Sommerpalais und Café liegen im Fürstlich Greizer Park.

Reisebericht: Das Vogtland kulturell und kulinarisch genießen Teil 1Mitten im Zentrum von Greiz, zu Füßen des Oberen Schlosses präsentiert sich das Schlossberghotel als idealer Ausgangspunkt für die Besichtigung der wunderschönen Stadt. Das Drei-Sterne-Haus wurde in letzten beiden Jahren umfassend modernisiert, für uns die ideale Herberge und Ausgangspunkt für weitere Spurensuche in der Stadt und Umgebung.

Als kulinarischen Geheimtipp in der Nähe von Greiz kann die Traditionsgaststätte “Weidmannsruh” im Greiz-Werdauer Wald genannt werden. Die Geschichte des Wirtshauses geht zurück bis ins Jahr 1888. Nach einer umfassenden Modernisierung 2001 wurde das historische Kleinod zu einem gastronomischen Anziehungspunkt. Kulinarisch wird auf regionale Lebensmittel geachtet, die alle hohen Ansprüchen an Genuss, Gesundheit, Qualität und Nachhaltigkeit erfüllen. Das Wild bezieht das Team um André Diegnitz natürlich aus dem heimischen Wald.

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Es schmeckt im Weidmannsruh.

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass die Verbreitung der Kartoffel in Deutschland vom Vogtland aus erfolgte. Nachweislich sind es vogtländische Bauern gewesen, die als die ersten in Deutschland die Kartoffeln auf ihren Feldern anpflanzten.

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Kartoffeltascherln auf mediterranem Gemüse

Griegeniffte, Bambes, Zuedelsupp‘ und Erdäpfelkung (Grüne Klöße, Kartoffelpuffer, Kartoffelsuppe und Kartoffelkuchen) bereichern seitdem nicht nur die Speisekarten der vogtländischen Gastronomie, die sogar den Gaststättenwettbewerb “Kloßvogt” durchführt.

Gestärkt geht unsere Tour weiter.

Kirchen, Burgen, ein dichtes Mosaik historischer Stätten an Weißer Elster und Eger, Saale und Göltzsch erinnert noch heute an die Vögte, ans Mittelalter, Rodungstätigkeit und Städtegründungen. Das Wappen der Vögte mit dem gekrönten, aufrecht gehenden Löwen steht als Symbol für diese Entwicklung.

Morgen geht es weiter in Richtung Gera, nach Schleiz und auf Schloss Burgk. Teil 2 unserer Entdeckungsreise durch das Vogtland lesen Sie hier.

Text: Dr. Michael Polster
Fotos: Elstertal_Regionalmanagement-Greiz / Ostenburg ArchivTVV_Ostenburg / Café ArchivTVV-TinoPeisker / Oberes Schloss Greiz VogtlandTourismus / TVV-TinoPeisker / Weidmannsruh_ArchivTVV_MarcusDassler / Archiv_SchlossberghotelGreiz / Dr. Michael Polster

 

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