Eine verschneite Winterlandschaft, ein Dorf voller Lichterketten: mit diesen Bildern im Kopf zieht es mich in die Schweizer Berge. Mein Ziel, Zermatt. Es sei perfekt für weiße Weihnachten, denn dort sei garantiert jedes Jahr Schnee … und man könne mit Blick auf den Berg der Berge auch sensationell gut essen. Hier mein Reisebericht.

Das autofreie Zermatt ist perfekt per Bahn zureichen. Da ich ein Eisenbahnmensch bin, geht es ab Zürich Flughafen mit dem Zug weiter. Bahnfahren bei den Eidgenossen ist immer eine Freude und Pünktlichkeit eines ihrer Wesensmerkmale.

In der Kleinstadt Visp, im Kanton Wallis, erfolgt der Umstieg auf die Schmalspur- und Zahnrad-Strecke, der Matterhorn Gotthard Bahn, nach Zermatt. Die Strecke führt durch das am tiefsten eingeschnittene Tal der Schweiz.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, foto Zermatt TourismusLinks und rechts die höchsten Berge der Schweiz – darunter die mit malerischen Namen wie Täschhorn, Dom, Weisshorn. Die Bahn überwindet knapp 1.000 Höhenmeter bis Zermatt.

Ich lausche dem Ineinandergreifen der Zahnräder, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn die Streckenführung steiler wird.

Der besondere Sound der Gleise mischt sich mit dem Stimmengewirr der im Zug anwesenden internationalen Touristen, die permanent auf die Auslöser ihrer Kameras drücken und dabei entzückende Rufe der Bewunderung ausstoßen.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, Bahn, Zugfahrt, Schweiz, foto dmp

Majestätische Berggipfel und eine Schneelandschaft im schönsten Sonnenschein lassen die Fahrt zum Bahngenuss pur werden und der noch unterwegs erworbene Schokoriegel, in Form des zu erwartenden Berggipfels, lässt die Vorfreude im wahrsten Sinne des Wortes dahinschmelzen.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, Schweiz, foto dmpVon einem Mitreisenden erfahre ich, dass die Schokofabrik ihr Logo und die Verpackung ändern musste, da die Schokolade nicht mehr als „Swiss made” bezeichnet werden dürfe, da die Produktion in ein neues Werk in der Slowakei verlegt wurde.

Nach Schweizer Gesetz dürfen Produkte ohne den „Swissness”-Faktor keine Nationalsymbole zeigen, darunter auch das Matterhorn. An Geschmack hat sie jedenfalls nichts verloren.

So in den Genuss versunken, taucht plötzlich in Fahrtrichtung eine große Nikolaus-Figur auf. Eine Fata Morgana, oder ist hier alles auf Weihnachten getrimmt?

Mein Gegenüber, der meine Verwunderung bemerkt, erklärt mir, das sei der Kirchturm der Gemeinde St. Niklaus.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, foto dmpErstmals wurde 1998 der gesamte Kirchturm, der in der Höhe 36,80 m misst, unter dem Slogan der größte Nikolaus der Welt im tiefstem Tal der Schweiz, als Nikolaus eingekleidet, wobei die Zwiebelhaube als Kopf diente. Der Ort erhielt im Jahre 2000 dafür einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.

Nach über einer Stunde Fahrt und wenigen „Halten auf Verlangen“ erreichen wir den Bahnhof Zermatt.

Das Bergdorf im Schweizer Kanton Wallis ist weltweit berühmt durch sein Wahrzeichen: das Matterhorn. Majestätisch und ehrfurchtgebietend streckt es sich stolze 4.478 m in die Höhe. Nicht ohne Grund ist es auch der meistfotografierte Berg der Welt.

Am Bahnhof erwarten den Reisenden zahlreiche kleine Elektrotaxis, ähnlich den Elektrischen Golf Carts, entsandt von den verschiedenen Hotels, um ihre Gäste und deren Gepäck abzuholen. Anreisende mit PKW mussten ihre Autos schon weiter unten im Tal parken und per Zugshuttle anreisen. In der Hochsaison kommen bis zu 35.000 Besucher nach Zermatt.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, foto Leander-WEngerNach dem Einchecken in einem der für den Ort typischen Hotels – meines trägt den Namen Hotel Excelsior– und einer anschließenden kulinarischen Stärkung mache ich einen ersten Spaziergang durch das Hinterdorf.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, Schweiz, foto dmpDie Gebäude des ältesten Dorfteils des Ortes stammen teilweise aus dem 15. und 19. Jahrhundert.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, foto Zermatt TourismusIch bestaune den Gedenkbrunnen des legendären Zermatter Bergführers Ulrich Inderbinen, der das Matterhorn über 370 Mal bestiegen hat.

In der nahegelegenen Touristen-Information erwerbe ich einen Skipass und ein Ticket für die Zahnradbahn.

Der Pass ist gültig auf allen Anlagen und Pisten in Zermatt und Italien, wie die Gebiete Matterhorn Glacier Paradise, Gornergrat, Sunnegga/Rothorn und Cervinia/Valtournenche. Ein Paradies für Skienthusiasten, aber auch Nicht-Skifans wie mich.

Mythos Matterhorn

Ausgestattet mit weiteren Informationen über die Berge und deren Bewohner drängt sich schnell noch die Frage nach dem Mythos der Gegend auf, da er immer wieder gern zitiert wird.

Die Dinge sind ziemlich einfach: Da ist zum einen der Name, er leitet sich von der „Matte“ dem grasbewachsene Tal unterhalb der Gornerschlucht ab, der Teil, auf dem sich heute das Dorf Zermatt befindet. Und zum anderen ist da das Horn oder Hore – so wird das Matterhorn gerne von der Ansässigen genannt.

Mit der Erstbesteigung durch den Briten Edward Whymper im Jahr 1865 wurde der „Mythos Matterhorn” geboren.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, Bahn, Zugfahrt, Schweiz, foto dmp

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, Schweiz, foto Zermatt Tourismus, Matterhornmuseum
Neben dem Museum entdecke ich eine Eisskulptur der Lucy Walker, die 1871 als erste frau auf dem Gipfel des Matterhorn stand.

Der Besuch des Museum Zermatlantis im Herzen des Dorfes lässt mich eintauchen in die Abenteuer, die sich am Matterhorn abgespielt haben.

Es bietet Einblick in die Entwicklung von Zermatt und zeigt Triumph und Tragödie der Matterhorn-Erstbesteigung, eine bilderstarke Welt voller unglaublicher Geschichten.

Ich erfahre, dass es auch mehrere Filme gibt, die die Geschichte der Erstbesteigung des Matterhorns erzählen.

Ich erlebe einen winterlichen Abend indem ich durch die Gassen des Dorfes streife.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, Schweiz, Foto dmp

Besondere Atmosphäre vermitteln die alten Häuser, in Walliserdeutsch „Gädi“ genannt, die erahnen lassen, wie das Dorf aussah, als es noch nicht weltberühmt war.

Ich schaue in gemütliche Stuben mit rot-weiß-karierten Vorhängen, Holzschnitzereien und Kaminfeuern.

Die malerischen Häuser von Zermatt sind mit Lichtern und Weihnachtsschmuck dekoriert, die die kleinen Gassen in ein märchenhaftes Wunderland verwandeln. Weihnachtsstimmung liegt in der Luft und ich werde von ihr angesteckt und mitgezogen.

Auf dem Bahnhofsvorplatz thront ein majestätisch, festlich geschmückter Weihnachtsbaum, dessen Einweihung alljährlich immer mit einem Fest verbunden ist.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, foto Zermatt TourismusDer Baum wird von einem ortsansässigen Zermatter Bürger nach einem strengen Auswahlverfahren, gespendet. Er muss mindestens 6 – 8 m hoch sein und aus dessen Garten kommen.

Die Warteliste für Baumspenden reicht dabei mehrere Jahre in die Zukunft.

Wenn der Baum ausgedient hat, wird er zu Sägespänen verarbeitet, die auf die Winterwanderwege verteilt werden. Dies geschieht ebenfalls mit den privaten Weihnachtsbäumen des Dorfes.

Kulinarische Entdeckungstour

Ich mache mich auf zu einer kulinarischen Entdeckungstour. Zermatt ist ein Paradies für Feinschmecker, die gemütliches Essen lieben.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, foto Zermatt TourismusKäse, Kartoffeln, Rösti, Raclette, Fleisch, Schokolade – was immer man will, es gibt es.

Mein Wunsch ein Fondue. Dieses typisch schweizerische Gericht kann man auch zu dieser Zeit in zahlreichen Restaurants genießen.

Auf dem Wege zu dieser Köstlichkeit gilt mein Besuch noch einem Mann, der dafür den wichtigsten Rohstoff, Käse aus reiner Zermatter Kuhmilch liefert.

Zermatt: Weihnachtsdorf unterm Matterhorn Reisebericht Teil 1, foto dmp
Reto Gobba-Wyrsch mit seinem Käse

Die Horu-Käserei befindet sich mitten im Dorf. Mirjam und Reto Gobba-Wyrsch erweckten 2003 mit ihrer Horu-Käserei die Käserei-Tradition im Ort wieder zu neuem Leben.

Der Familienbetrieb verarbeitet täglich rund bis zu 500 Liter, daraus entstehen Mutschlis, die beliebten kleinen vollfett Halbhart-Käselaibe, Bergkäse, Yoghurts, Raclettekäse, ein Zermatter Kräuterkäse und die feine Zermatter Fondue-Mischung.

Meine Vorfreude auf das anschließende Fondue steigt erheblich.

Denn was gibt es Schöneres, als an einem dampfenden Topf Fondue zu sitzen und darauf zu achten, dass man ein Stück Brot zielgerichtet in den Käse taucht.

Ob in der Cheese Factory oder im Pöstli Stübli, ich genieße den Abend im Restaurant Sonnmatten mit einem nächtlichen Ausblick auf das Matterhorn.

Morgen geht es auf den Berg. Und hier geht es zum 2. Teil meines Reiseberichts …

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Fotos (von oben): ©Zermatt Tourismus, ©Zermatt-Gornergratbahn ©Dr. Michael Polster (3 Bilder), ©Leander Wenger, ©Dr. Michael Polster, ©Zermatt Tourismus (3 Bilder), ©Dr. Michael Polster, ©Zermatt Tourismus, ©Dr. Michael Polster

 

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