Nach einem frühen, sehr warmen und daher sehr schnellen Frühling entwickelten sich die Früchte an den Bäumen der Streuobstwiese in Bad Birnbach.

Da die Blüte wegen der hohen Temperaturen und Trockenheit in diesem Jahr nur wenige Tage dauerte, mussten die Bienen bei der Bestäubung besonders flink sein. Dafür hatten sie nach der Neuanpflanzung von etwa 40 Bäumen ein besonders reichhaltiges Angebot.

Nach Auskunft des Pomologen Dr. Sebastian Grünwald, der die Natursaftkelterei Wolfra und das Bündnis für Streuobstwiesen berät, müssen in einer Blüte 3 bis 4 Samenanlagen bestäubt werden, damit sich eine Frucht ausbilden kann. Wenn dafür die Zeit nicht reicht, wirft der Baum sie frühzeitig ab.

Streuobstwiesen Bad Birnbach / WolfraWie gut die Bienen gearbeitet haben, sieht man daher bereits in den Wochen nach der Bestäubung. Damit lassen sich auch erste Prognosen für die Apfelernte machen, die freilich von einer Reihe weiterer Faktoren abhängt.

Selbst bei schlechter Bestäubung der Blüten kann es noch eine gute Ernte geben, wenn im weiteren Jahresverlauf alles optimal läuft.

Rund fünf Prozent einer Vollblüte des Baums genügen für einen reichen Ertrag. Allerdings kommen in den meisten Jahren in unterschiedlichem Ausmaß Schädlinge, Sturm oder Hagel hinzu, die die Erntemenge reduzieren.

Wichtig wäre vor allem, dass es in diesem Jahr nicht wieder so trocken wird wie 2019, sagt Dr. Grünwald. „Im Obstbau spüren wir in den letzten Jahren bereits deutlich die Auswirkungen des Klimawandels.“

Traditionelle Streuobstwiesen

Die rund 12.500 Quadratmeter große Streuobstwiese im Kurpark von Bad Birnbach ist Kern der Aktivitäten des vor einem Jahr ins Leben gerufenen Bündnisses für Streuobstwiesen. Diesem gehören der Kurort, der Landkreis Rottal-Inn und die Natursaftkelterei Wolfra an. Wolfra bezieht die aus dem Rottal einen Großteil ihrer Äpfel.

Streuobstwiesen Bad Birnbach / WolfraZiel des Bündnisses ist der Schutz der seit Jahrhunderten in Bayern landschaftsprägenden Biotope. Die Wiese war im Zuge der Entwicklung des Kurbereichs bewusst als Grünzug von Bebauung freigehalten und mit rund hundert Apfel-, Birnen-, Kirschen- und Zwetschgenbäumen bepflanzt.

Allerdings haben sich die Bäume in den 20 Jahren sehr unterschiedlich entwickelt. Dr. Grünwald hat jeden einzelnen Baum inspiziert.

Sein Fazit: Viele Bäume sind in einem guten Zustand. Andere Bäume sind gesund, wenngleich von der Größe her nicht ganz zufriedenstellend. Rund 40 Bäume waren allerdings stark zurückgeblieben, teilweise auch erheblich beschädigt.

Der Pomologe stellte fest, dass diese Bäume an bestimmten Stellen gehäuft auftraten. Deshalb grub er Löcher und untersuchte das Erdreich.

„Der Boden dort ist sehr nährstoffarm und ziemlich kiesig, das heißt, das Wasser fließt sehr schnell ab. Damit kommen Apfel- oder Birnbäume nicht gut zurecht. Sie haben sich schon in den ersten Jahren kaum entwickelt, das lässt sich jetzt nicht mehr korrigieren.“

Diese unterentwickelten Bäume hat der Pomologe vor Ostern entfernt und durch Neupflanzungen ersetzt. Dafür hat er eigens Zwetschgen- und Mirabellensorten gepflanzt, die auf eine so genannte Myrobalane veredelt sind.

Diese Sämlings-Unterlage wird im Volksmund „Kriecherl“ genannt und ist sehr robust und anpassungsfähig. Die Veredelung mit der Zwetschge eignet sich nun hervorragend für nährstoffarme Standorte, wie es sie mitunter auf alten Streuobstwiesen gibt.

Traditionelle Streuobstwiesen sind seit Jahrhunderten nicht nur prägend für viele Landschaften. Sie sind auch – anders als etwa Apfel-Plantagen – wertvolle Biotope.

Mit ihrer Ruhe und ihrem Reichtum an unterschiedlichen Lebensräumen ziehen sie viele Tier- und Pflanzenarten an.

Mehr Informationen:  www.streuobstwiesenwunder.de

Fotos: Bad Birnbach, Wolfra

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