Seit jeher gestaltet der Mensch seine Umwelt. In Bezug auf Lebensmittel spricht man von Food Design – ein Begriff, der aus Großbritannien zu uns kam. Denn essen ist Kultur. Zahl­lose Legenden ranken sich um Lebensmittel. Oft weiß der Konsument aber nicht, dass viele davon ­gezielt designt sind. Nahrung wird zum Kultobjekt …

Seit der Gründung des “British Council of Industrial Design” 1944 bezeichnet der Begriff Design eine den Erfordernissen der Massenproduktion angepasste Gestaltung von Gegenständen und Geräten aller Art.

Neben klassischen Designprodukten wie Mode, Möbel oder Autos erlangen inzwischen auch unkonventionelle Gegenstände Kultstatus.

Selbst bei völlig banalen Waren werden mittlerweile berühmte Namen erwartet. So gibt es etwa Zahnbürsten von Philippe Starck oder Flaschenöffner von Marc Newson.

Aus der Dose: Wie gesund ist Dosenfutter?Sogar vor alltäglichen Verrichtungen wie der Aufnahme von Nahrungsmitteln macht dieser Trend nicht Halt. Giorgio Armani beispielsweise verkauft seine eigene Konfektkreation. Sogar Fischstäbchen müssen heute als Designklassiker betrachtet werden.

Essen ist seit Menschengedenken mehr als die reine Kalorienzufuhr, es ist ein Kulturgut. ­

Dabei wird der Speisenzube­reitung ebenso viel Aufmerksamkeit gewidmet, wie deren ­Gestaltung. Die Wahl der Lebensmittel und die Art, wie sie konsumiert werden, definieren unseren persönlichen Lebensstil.

Von der Funktion zum Genuss

Die menschliche Neigung, Nahrung zu gestalten, lässt sich über mehrere tausend Jahre zurückverfolgen.

Eines der ältesten bekannten Beispiele essbarer Produktgestaltung ist die Herstellung symbolischer Opfergaben aus Brotteig.

Manche Motive dieser Zeit existieren bis heute, z. B. der Zopf oder das Hörnchen. Auch die Brezel, die ein Mönch im Jahr 610 in Norditalien erfunden hat, ist einer der Urahnen heutiger Snacks.

Für die Gestaltung von Nahrungsmitteln waren über Zeremonien und religiöse Rituale hinaus zahlreiche weitere Komponenten bestimmend.

Nahrung wird zum Kultobjekt ...Und so hinterließen fast alle Stationen der Menschheitsgeschichte ihre Spuren im gestalterischen Umgang mit Lebensmitteln.

Das gilt auch für Kleidung oder Möbelstücke, deren Gestalt von der Funktion, dem Zeitgeist sowie den Fertigungstechniken beeinflusst werden.

Eine starke gestalte­rische Auswirkung auf Aussehen und Geschmack brachte die Entdeckung des Feuers mit sich.

Später gilt dies auch für die Erfindung des Sauerteigs, dessen Aufgehen die Ausgangsprodukte vermehrte und für Brot und Gebäck völlig neue Möglichkeiten der Gestaltung eröffnete.

Im vergangenen Jahrhundert führten Verände­rungen des Speiseplans zur Einführung des Kühlschranks, des Sparherdes und der Mikrowelle …

Der kulturelle Aspekt von Food-Design

Nahrung wird zum Kultobjekt ...Designer arbeiten heute immer am Puls der Zeit, um möglichst umgehend den jeweils aktuellen Stand der Technik, das kulturelle Niveau und natürlich den Zeitgeist zu erfassen und aufzugreifen.

Farbe, Form, Haptik und Geruch werden nicht dem Zufall überlassen, egal ob nun Kugelschreiber oder Fischstäbchen die Fertigungshalle verlassen.

Food-Design ist inzwischen ebenso wie Industriedesign ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur geworden.

Vom Wundermittel bis zum geschmacklichen Feuerwerk – in beiden Seg­menten entscheidet letztlich der Kunde über den Erfolg oder den Misserfolg eines Produkts.

Dafür, warum sich Verbraucher für oder gegen ein Produkt entscheiden, gibt es nämlich auch reichlich Gründe.

Wer tiefer in dieses Thema eintauchen will, dem empfehlen wir das Buch “Food Design” von Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter.
Zahl­lose Legenden ranken sich um Lebensmittel. Oft weiß der Konsument aber nicht, dass viele davon ­designt sind. Die beiden Autoren beschreiben und analysieren ­anhand verschiedener Designkomponenten die erfolgreichs­ten Nahrungsmittel der Gegenwart. Zudem zeigen die Autoren auf, wie Food Design von Form, Far­be, Geruch, Konsistenz, Herstellungstechnik und Geschichte beeinflusst wird. Wien: Springer-Verlag, 132 Seiten, 29,90 Euro.

 

Text: GuR-Redaktion
Foto: GuR-Redaktionsarchiv 

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